Der Vollständigkeit halber erzähle ich heute wie das Julefrokost am letzten Wochenende war.
Das Ganze fand in Südjütland in einem kleinen Ort statt, es gab viele dänische Leckereien zu essen, gute Getränke, Kerzen und viele Kinder.
Alles fand im Haus seines Bruders und seiner Freundin statt. 18 Gäste sollen es werden plus Babies. Darauf komme ich später noch zu sprechen, denn an diesem Abend waren reichlich Babies vorhanden.
Als wir gegen 10:00h dort ankamen (um bei den Vorbereitungen zu helfen) stand der besagte Bruder anscheinend schon ein paar Stündchen in der Küche, denn es war alles gut vorbereitet. Mich sollte das nicht stören, da ich eh nicht so gerne in fremden Küchen arbeite. Wir kümmerten uns also um den Tisch, die Tischdeko und darum gute Stimmung zu verbreiten. Wir frühstückten gemeinsam und ganz entspannt. Sprachen über die perfekte Temperatur von Wasser, die auf den frisch gemahlenen Kaffee gegossen werden sollte. Soweit ich mich erinnere irgendwas zwischen 85°C und 90°C. Ich kann mich aber auch irren. Ich bin da nicht so perfektionistisch.
Auch so eine Sache, die mir immer wieder in Dänemark begegnet. Die Dänen machen das, was sie tun sehr perfektionistisch. Sorry für die Verallgemeinerung liebe mitlesenden Dänen, aber natürlich spreche ich aus meiner subjektiven Erfahrung mit den Menschen, denen ich begegne. Ich bin mir ganz sicher, dass es da auch ganz andere Exemplare gibt. Und mein Zusatz dazu ist, dass er unglaublich entspannt gewesen ist dafür, dass in 2 Stunden so viele Gäste vorbei kommen würden.
Kommen wir zu den Speisen. Viele der Speisen waren kalte (meist eingelegte) Fischspezialitäten, oder Kleinigkeiten, die später als Vorspeise auf das Brot gelegt werden würden. Es gab Würsten und warmen Kohlsalat. Als Suppe gab es Spargelsuppe, die in kleinen Mürbeteigtörtchen-Böden serviert wurde., deren Name ungefähr eine Millionen Mal von allen beteiligten wiederholt wurde, und jetzt alle: „Tarteletter“ (es wird ausgesprochen wie im Deutschen, mit dem Unterschied, dass wir „tt“ als „dd“ aussprechen;)) Als warme Hauptspeise gab es einen Krustenbraten. Zwischendurch immer wieder Fischkleinigkeiten. Ich kann mich noch an eine Leberspeise, die super lecker war erinnern. Als Aperitiv gab es Asti-Sekt für die Mädels. Die Männer tranken Bier. Weiter gab es mehrere Softdrinks in Dosen (J). Später natürlich Spirituosen. Wir begannen mit Aquavit. In Deutschland wohl eher ein Altherrengetränk. Es gab Brandy und gegen späten Abend dann den besten Irish Coffee, den ich bisher getrunken habe.
Auf die 18 Erwachsenen kamen 5 Babies unter fünf Monaten, wobei eines grade mal eine Woche alt war. Und ja es ist ein FreundeskreisJ Und ja sie beschwören alle, sie hätten sich nicht abgesprochen. Ob man das glauben kann… Eine weitere Kleine, die grade laufen konnte lief auch noch herum. Und ich ließ mir sagen, dass einige Geschwisterchen zu Hause bei den Großeltern geblieben sind. Ich muss sagen, dass es sich eigenartig angefühlt hat, dass ungefähr jeder auf dieser Feier egal ob gleichen Alters oder jünger schon Kinder hatte. Naja es war nicht jeder. Mein Däne hatte ja auch keine Kinder und ein weiterer Freund auch nicht. Aber das wars. Das waren viele junge Familien. Auffällig war, dass 2/3 nicht verheiratet waren. Und das ist ohne Wertung.
Es war ein schöner Abend. Das kann ich sagen. Und je später der Abend desto besser die Gespräche…für mich als Nicht-Dänin.
Obwohl ich überhaupt kein Problem damit habe die Leute einfach auf Englisch anzusprechen oder zu versuchen Gespräche aufzubauen, war es sehr schwer auch von der Gegenseite Aufmerksamkeit zu bekommen.
Ich würde meinen, dass jeder auf so einer Feier auch ein bisschen Aufmerksamkeit abbekommen möchte, zur Gruppe gehören möchte. Und vor allem wären das die Menschen, mit denen ich in Zukunft viel zu tun haben würde, falls ich mich für ein Leben mit dem Dänen entscheiden würde. Ich versuchte locker zu bleiben. Und zur Info, es waren zwei Paare dabei, die ich absolut gerne habe und schön öfter getroffen habe. Ich wollte nur gerne die anderen besser kennen lernen. Und ich muss sagen, dass es wie so oft einfacher war mit den Männern ins Gespräch zu kommen. Die Mädels gluckten schon sehr zusammen.
Ich hatte also immer einen Drink in der Hand und genoss das gute Essen. Weiter versuchte ich Gespräche zu verstehen (was sehr schwer war, da ein paar Mädels ursprünglich aus der nähe von Sønderborg kamen und lau den anderen einen Akzent hatten.) Vieles drehte sich tatsächlich um Personen, die ich nicht kannte, Babyangelegenheiten, Mamiangelegenheiten- da kann ich sowieso nicht mitreden. Das bleib mir also erspart.
Und ich hatte meinen Dänen. Der war vielleicht süß. Er ist in solchen interkulturellen Situationen immer wie mein Fels in der Brandung. Entschuldigt die kitschige Phrase, aber für ihn scheint es das Normalste auf der Welt zu sein inmitten seiner Freunde Gespräche auf Englisch anzufangen, damit ich mich beteiligen kann. Ich weiß aus Erfahrung, dass es mir schon schwer fällt mit meinen Freunden Englisch zu sprechen, wenn er da ist. Einfach weil sie es nicht gewohnt sind. Aber er spricht auf der Arbeit viel Englisch und ganz Dänemark ist so viel besser wenn es um das Englischsprechen geht. Oder er ist einfach nur ein cooles Stück Persönchen.
So zurück zum Geschehen. Ich muss sagen, dass ich eine totale Veränderung in ihm sehen kann und bin total gespannt wohin mich die Reise noch führen wird.
Was ich von diesem Abend mitgenommen habe ist Folgendes:
Es ist schön Traditionen zu haben.
Ich möchte mehr auf meine Traditionen achten. Weiter muss ich nicht mit jedem Super-duper-gut befreundet sein. Das ist nichts Neues, wurde mir aber wieder klar. Und ich bin auf einem guten Weg. Denn vor fünf Jahren wäre ich wahrscheinlich traurig aus dem Abend gegangen, weil meine Vorstellungen nicht erfüllt wurden. Und ich hätte wahrscheinlich meine Unzufriedenheit an ihm ausgelassen. Nicht maßiv, aber so wie wir Mädels es halt machen. Eher unterbewusst.
Es ist wichtiger ich selbst zu sein.
D.h. wenn ich mal gröberen Humor habe oder ich eine andere Meinung habe dann ist das ok. Und wenn es mir schnuppe ist, wie heiß das Wasser, dass über den Kaffee oder Tee kommt, ist dann ist das auch so. Ich muss meine eigene Persönlichkeit nicht zurück nehmen. Liebe teste ich mein Ich-sein jetzt noch ein bisschen aus, solange ich jung genug bin.
Mich würde jetzt interessieren, ob ihr auch so viele jungen dänischen Familien kennt, die nicht verheiratet sin? Vielleicht ist es ja eine Ausnahme in diesem Freundeskreis.
Ich hoffe ihr habt alle eine schöne Adventszeit. Zündet Sonntags ein Lichtlein an und versuch Dir Zeit für Dich selber zu nehmen. So mache ich es immer. Wenigstens am Sonntag.
Euer Strandmädchen
PS: Die Fotos vom Julefrokost sind nichts geworden, deshalb seht Ihr passenderweise ein Foto von Rømø von meinem runterkomm-Sonntag.